Die Häufigkeit von Starkregenereignissen und Sturzfluten nehmen aufgrund des Klimawandels immer mehr zu. So auch in Rastatt. Um dafür gewappnet zu sein, startete im September 2022 eines der größten Bauprojekte der kommenden Jahre in der Barockstadt: Im Industriegebiet in der Rauentaler Straße 12/12A wird zur Einhaltung von umwelttechnischen Vorgaben ein neues Regenüberlaufbecken gebaut, das die bereits vorhandenen drei Regenüberläufe ersetzt. Zeitgleich werden Kanäle erneuert, die Rauentaler Straße saniert und Radschutzstreifen gebaut. Kalkuliert wird mit drei Jahren Bauzeit. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme belaufen sich auf rund 8,2 Millionen Euro.
Welchen Zweck erfüllt ein Regenüberlaufbecken?
Bei Starkregen laufen die unterirdischen Kanäle schnell voll. Das Abwasser gelangt dann im schlimmsten Fall direkt in die Murg. Regenüberlaufbecken entlasten bei starkem Regen die Kanalisation und Kläranlagen. Sie halten Schmutzpartikel zurück, sodass Mischwasser nicht ungefiltert in Flüsse geleitet wird. Regnet es nicht, wird das Schmutzwasser direkt zur Kläranlage geleitet. Bei Regen wird das Wasser hingegen im Becken zwischengespeichert und erst danach in die Murg geführt.
Warum ist der Bau eines neuen Regenüberlaufbeckens notwendig?
Verhindert das Regenüberlaufbecken, dass Keller bei Starkregen volllaufen und Straßen unter Wasser stehen?
Jein. Bei gewöhnlichen Dauerregen kann das 500 Kubikmeter große Regenüberlaufbecken die Wassermengen abfangen und abführen. Bei heftigen aber kurzen Starkregenereignissen oder gar bei Hochwasser der Murg staut sich das Wasser zunächst auf der Straßenoberfläche und gelangt erst nach und nach in die Kanalisation. Geeignete Absicherungen gegen eindringendes Oberflächenwasser und Rückstausicherungen werden weiterhin für Grundstückseigentümer dringend empfohlen. Da aber auch die Kanalisationsrohre insbesondere in der Rauentaler Straße im Durchmesser auf das Doppelte vergrößert werden, wird der unterirdische Speicher für Regenwetterabflüsse insgesamt vergrößert und der Wasserdruck gesenkt.
Wo genau wird das Regenüberlaufbecken gebaut und wie hoch sind die Kosten für den Bau?
Das Regenüberlaufbecken entsteht in der Rauentaler Straße 12/12A, direkt hinter dem Bahnhof. Es hat eine Länge von rund 50 Metern, was etwa der Länge eines Schwimmbeckens entspricht, und eine Breite von sechs Metern. Das Becken wird komplett unterirdisch gebaut mit mehreren Einstiegsöffnungen, sodass es bei Bedarf nachgerüstet werden kann. Die Kosten für das Becken, die technische Ausrüstung und für die Kanalarbeiten liegen bei circa sieben Millionen Euro, hinzu kommen rund 1,2 Millionen Euro für die Sanierung der Straßen.
Mit welchen Einschränkungen müssen Anwohner und Gewerbetreibende während der Bauzeit rechnen?
Da ein Großteil der Fahrbahnen aufgrund der unterirdischen Arbeiten aufgerissen werden müssen, wird die Rauentaler Straße in den drei Jahren zwischen der Einmündung Alte Bahnhofstraße und der Einmündung Lochfeldstraße grunderneuert. Zusätzlich wird die Fahrbahndecke vom Kreuzungsbereich Lochfeldstraße bis zur Straße Im Steingerüst saniert. Die Baumaßnahme unterteilt sich in vier Bauabschnitte. Mit den Arbeiten begonnen wird im Juli in Höhe der Alten Bahnhofstraße. Abschnittsweise kommt es zu Vollsperrungen der Rauentaler Straße. Anlieferungen durch Lastwagen sollen aber weiterhin möglich sein – entweder von Süden oder Norden kommend. Für den Busverkehr wird während der Bauzeit eine Ersatzhaltestelle in der Niederwaldstraße 1 eingerichtet.
Wie viele und welche Bauphasen gibt es?
- Bauphase 1a, September 2022 bis März 2023: Umbau des Schachts in der Rauentaler Straße in Höhe Alte Bahnhofstraße: Vollsperrung der Einmündung Alte Bahnhofstraße, Durchfahrt Richtung Rauentaler Straße ist weiterhin möglich.
- Bauphase 1b, März 2023 bis Mai 2024: Neubau des Regenüberlaufbeckens samt technischer Ausrüstung und Entlastungskanal in die Murg: Vollsperrung der Rauentaler Straße im Süden bis zum Geh- und Radweg. Die Herstellung der Straße von der Einmündung Alte Bahnhofstraße bis südlich des Regenüberlaufbeckens wird bis Mitte November 2023 vorgezogen, um den Anliegern das Befahren und Parken bis „Baustelle frei“ zu ermöglichen.
- Bauphase 2, Mai 2024 bis März 2025: Neuordnung der Kanalisation vor dem Regenüberlaufbecken: Vollsperrung zwischen Rauentaler Straße 12 bis 16, Geh- und Radweg ist während der Bauphase 2 nur von der Alten Bahnhofstraße kommend für Anlieger befahrbar (Sackgasse).
- Bauphase 3, März 2025 bis August 2025: Neuer Zulaufkanal zum Regenüberlaufbecken; Rohrvortrieb unterhalb der Industriegleise wird hergestellt: Vollsperrung der Rauentaler Straße im Norden, Die Zufahrt zum Geh- und Radweg ist für den Zeitraum weiterhin für Fahrzeuge befahrbar, die aus südlicher Richtung über die Rauentaler Straße oder aus östlicher Richtung von der Alten Bahnhofstraße kommen.
- Bauphase 4, August 2025 bis Oktober 2025: Deckensanierung von der Lochfeldstraße bis zur Straße Im Steingerüst/Hardbergstraße: Sperrung der Rauentaler Straße zwischen Bahnübergang und Einmündung Hardbergstraße.
Alle Angaben ohne Gewähr. Witterungsbedingt und abhängig von der Liefersituation kann es zu Änderungen im zeitlichen Ablauf kommen.
Bei der Sanierung der Straßen werden auch Radschutzstreifen gebaut. Welche Auswirkung haben diese für den Verkehr?
Die Stadt erhofft sich zum einen davon, dass der Verkehr in der Rauentaler Straße durch die Verengung der Fahrbahn beruhigt wird. Zum anderen will sie die verkehrliche Situation für Radfahrer/innen generell verbessern. Allerdings fallen dadurch auch einige freie Parkmöglichkeiten am Fahrbahnrand weg, die insbesondere von Bahn-Pendlern genutzt wurden. Die Stadt verweist in diesem Zusammenhang auf die direkt angrenzenden Park-and-Ride-Stellplätze der Deutschen Bahn, die ausreichend Kapazitäten bieten. Angeregt wurde von den Bürgern zudem, die 30er-Zone zu verlängern bis zum Regenüberlaufbecken. Die Verwaltung will den Vorschlag prüfen.