Politik, Diplomatie, Drama: Neuer Aufsatzband erinnert an den Rastatter Kongress (1797–1799)
Die Stadt Rastatt hat einen neuen geschichtlichen Aufsatzband veröffentlicht. Unter dem Titel „Die Augen von ganz Europa sind auf Rastatt gerichtet. 225 Jahre Rastatter Kongress (1797–1799)“ widmet sich der Band dem historischen Ereignis, das Rastatt europaweit in den Mittelpunkt rückte: dem Rastatter Kongress. Vorgestellt wurde das Werk bei einem Pressetermin am Mittwoch, 6. August, im Stadtmuseum von Stadtarchivar Oliver Fieg und Johanna Kätzel, Leiterin des Stadtmuseums Rastatt.
Ursprünglich war der Band als Begleitpublikation zur Sonderausstellung im Stadtmuseum vorgesehen, die anlässlich des 225-jährigen Jubiläums des Kongresses gezeigt wurde. Aufgrund Verzögerungen in der Produktion wurde daraus nun ein eigenständiger Aufsatzband mit wissenschaftlichem Anspruch. „Die Zeitverzögerung hat uns die Möglichkeit gegeben, Beiträge namhafter Fachleute einzubinden. So ist ein Werk entstanden, das als aktuelles Nachschlagewerk zu diesem Thema dienen kann“, erklärte Kätzel.
Der Rastatter Kongress fand zwischen den Jahren 1797 und 1799 im Rastatter Schloss statt. Ziel war es, einen Frieden zwischen dem revolutionären Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich zu verhandeln. Etwa 100 Diplomaten, ihre Familien und zahlreiche Bedienstete hielten sich in dieser Zeit in Rastatt auf. Die Stadt wurde für zwei Jahre zu einem politischen Zentrum Europas. „Hier entscheidet sich nun das Schicksal des gesamten Universums, allein vom Frieden in Rastatt wird der Frieden Europas abhängen“, schrieb der österreichische Diplomatensohn Clemens von Metternich in einem Brief an seine Frau. Fieg zitierte diese Passage bei der Vorstellung des Bandes und betonte so die Bedeutung des Kongresses.
Der Band versammelt eine Vielzahl von Themen. Neben einer gedruckten Eröffnungsrede des 2023 verstorbenen ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble enthält er Beiträge zum Ablauf und Scheitern des Kongresses, zum sogenannten Gesandtenmord, zur Rolle von Kunst und Musik sowie zur gesellschaftlichen Situation in Rastatt zur Zeit des Kongresses. Auf insgesamt 162 Seiten geben die Beiträge Einblick in politische, soziale und kulturelle Aspekte dieser Jahre. Ergänzend sind auch viele Aufnahmen der Sonderausstellung 2022/2023 abgebildet.
Der Rastatter Kongress endete ohne positives Ergebnis. Der sogenannte Gesandtenmord im April 1799, bei dem zwei von drei französischen Gesandten ermordet wurden, führte zum endgültigen Abbruch und Scheitern des Kongresses und zum Beginn des ersten Koalitionskrieges. Dennoch hatte die Zeit des Kongresses während der Verhandlungen große Auswirkungen auf die Stadt. Rastatt wurde wirtschaftlich belebt, Gäste aus ganz Europa prägten das Stadtbild und das Schloss wurde zum diplomatischen Zentrum Europas.
Der Band ist ab sofort für 29 Euro im Stadtmuseum erhältlich.