Wie soll sich Rastatt bis zum Jahr 2036 entwickeln? Was läuft gut? Wo besteht Handlungsbedarf? Diese Fragen haben Stadtverwaltung, politische Gremien und Bürgerschaft gemeinsam beantwortet. Alle Ergebnisse der Analyse finden sich im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Rastatt 2036 (SEK). Für fünf verschiedene Handlungsfelder wurden Leitziele formuliert. Mit der Erarbeitung war das Institut für Stadtplanung und Sozialforschung Weeber+Partner (Stuttgart) beauftragt.
Wozu dient das Stadtentwicklungskonzept?
Wer die Zukunft gestalten will, muss sich Ziele setzen. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Rastatt 2036 formuliert Handlungsfelder und Schlüsselprojekte. Es bildet somit die strategische Grundlage für künftige kommunalpolitische Entscheidungen. Ein SEK ist auch eine wichtige Voraussetzung zur Bewilligung von Fördermitteln, beispielsweise für Sanierungsgebiete. Das Rastatter Projekt wird vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden‑Württemberg im Rahmen des Programms "Flächen gewinnen durch lnnenentwicklung“ unterstützt
Was bedeutet "Integrierte Stadtentwicklung"?
Für viele Themen gab es in Rastatt bereits Konzepte, zum Beispiel für Bereiche wie Dorfentwicklung, Integration und Sport. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept baut darauf auf, bündelt alle Einzelkonzepte und verknüpft sie miteinander. Übergreifende Strategien mit Leitzielen und Schlüsselprojekten wurden aufeinander abgestimmt.
Wie wurde das Konzept erarbeitet?
Der Gemeinderat hat die Erarbeitung des SEK im Juli 2020 beschlossen. In den Prozess eingebunden war neben den Fachämtern der Stadtverwaltung insbesondere die Bevölkerung. Schon im Vorfeld der Auftaktveranstaltung Anfang Mai 2021 wurde eine umfangreiche Bürgerbefragung durchgeführt. Außerdem konnten sich die Rastatter bei einer Mitmach-Werkstatt im Juli 2021 aktiv einbringen. Mit den Ergebnissen befasste sich der Gemeinderat zunächst bei einer Klausurtagung im Februar 2022 und verabschiedete schließlich das Konzept im Juli 2022 einstimmig.
Worum geht es konkret?
Welche Strategien wurden entwickelt?
Für die fünf Handlungsfelder wurden sechs übergeordnete Strategien formuliert:
- Auf dem Vorhandenen aufbauen.
- Aktiver Klimaschutz und Klimaanpassung.
- Kooperative Stadtentwicklung mit starken Partnerschaften.
- Innovative Flächenentwicklung.
- Quartiersbasierter Ansatz.
- Integration aller Bevölkerungsgruppen und Förderung einer vielfältigen Gesellschaft.
Diese Leitziele wurden definiert
"Stadtstruktur und Wohnen"
- Rastatts Geschichte als Barock- und Festungsstadt bleibt das erfahrbare Rückgrat der Stadt.
- Grün- und Freiflächen sind elementarer Bestandteil der Stadtstruktur und erfüllen wichtige Funktionen im Hinblick auf Ökologie und Stadtklima.
- Die Ortsteile bewahren ihre Dorfstruktur und ihre Eigenständigkeit.
- Ortsteile und Stadtteile haben eine eigene Identität und attraktive öffentliche Räume.
- Konversionsflächen und weitere Flächenpotenziale werden durch innovative Konzepte zu neuen Stadtbausteinen, die Impulse in die Nachbarschaft geben.
- Moderates Stadtwachstum wird gefördert.
"Zusammenleben, Bildung und Kultur"
- Der öffentliche Raum ist Begegnungsraum und zugänglich für alle.
- Rastatt geht auf die Bedarfe von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein und schafft Angebote auf Orts-, Stadtteil-, und Gesamtstadtebene.
- Rastatt ist familienfreundlich.
- Rastatt geht auf die Bedarfe von Seniorinnen und Senioren ein und schafft gute Bedingungen für das Altwerden im gewohnten Umfeld.
- Auf Quartiersebene werden neue Formen der Beteiligung etabliert, sodass die Bevölkerung ihr Wohnumfeld aktiv mitgestalten kann.
- Die Verwaltung arbeitet transparent und stellt Informationen für alle Bevölkerungsgruppen, digital und im Einzelfall mehrsprachig, zur Verfügung.
- Stadt-, Straßen- und Schlossfeste gehören zum kulturellen Angebot von Rastatt.
- Die Neuordnung der Sportlandschaft stärkt die Vereinszusammenarbeit und nutzt Synergieeffekte.
"Klima, Natur, Erholung, Umwelt und Landwirtschaft"
- Naturschutz, Klimaschutz und Ökologie haben eine hohe Priorität und sind Teil des Selbstverständnisses der Stadtverwaltung und der Bevölkerung.
- Grünflächen, Wälder und Flächen am Wasser sind gut erreichbar und bieten Möglichkeiten zur Erholung.
- Klimaanpassungsmaßnahmen sind dringend auf allen Maßstabsebenen im Verbund zu entwickeln.
- Die CO2-Bilanz von Rastatt soll schrittweise verbessert und die Klimaneutralität vor der gesetzlichen Zielsetzung erreicht werden.
- Stärkung der Regionalität als gemeinsame Aufgabe.
"Arbeit und Wirtschaft"
- Rastatt schafft gute Voraussetzungen für Unternehmen und Arbeitnehmer.
- Rastatt entwickelt bestehende Gewerbegebiete weiter und fördert Gewerbeneuansiedlungen moderat.
- Gemischt genutzte Quartiersentwicklung ermöglicht kleinteilige Gewerbeansiedlung.
- Die Innenstadt bietet vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten und verbindet Arbeiten, Wohnen, Einkaufen/Versorgung, öffentliches Leben, Erholung und Klimaanpassung.
- Die Stadt pflegt ein partnerschaftliches Verhältnis zu den ansässigen Unternehmen.
"Mobilität und Verkehr"
- Rastatt soll den Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung hinsichtlich Erreichbarkeit, Zugänglichkeit, Barrierefreiheit und Sicherheit gerecht werden.
- Die Funktion als Wirtschafts- und Lebensraum soll durch nachhaltige Verkehrsangebote gestärkt werden. Besonders Pendlerverkehre sollen durch nachhaltige Verkehrsangebote reduziert werden.
- Die Lärm- und Schadstoffemissionen, die durch den Verkehr entstehen, sollen minimiert werden.
- Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum sollen gestärkt werden.
- Verkehrsräume sollen auch als Begegnungsräume genutzt werden können.
- Durch kürzere Wege und verstärkter Grünbepflanzungen im öffentlichen Raum soll das Stadtklima verbessert werden.
- Der Anteil des Mobilisierten Individualverkehrs (MIV) soll durch Stärkung der nachhaltigen Mobilität reduziert werden.
Mehr Informationen / weiterführende Links
- SEK Rastatt 2036 Bericht (PDF) (11 MB)
- SEK Rastatt 2036 Dokumentationen (PDF) (12,9 MB)