Klimapartnerschaft Rastatt – Saint-Louis zeigt Wirkung: Großprojekte reduzieren CO2-Ausstoß
Solaranlagen erfolgreich installiert / 5.000 Bäume zur Innenstadtbegrünung
Von Nora Pallek
Die 2019 vom Rastatter Gemeinderat beschlossene Umsetzung der kommunalen Klimapartnerschaft zwischen der Barockstadt und Saint-Louis im Senegal nimmt immer mehr Fahrt auf – mit entsprechend positiven Effekten für den Klimaschutz. Gerade ist das zweite Großprojekt gestartet: Innenstadtbegrünung in Saint-Louis.
Gleichzeitig wurde die erste gemeinsame Aktion – Einsatz erneuerbarer Energiequellen in der Partnerstadt – erfolgreich abgeschlossen. Aus diesen Gründen reisten Martin Schursch, Klimaschutzmanager der Stadt Rastatt, und Uschi Böss-Walter zu einer Arbeitstour in die 240.000-Einwohner-Stadt. Böss-Walter ist Initiatorin der Klimapartnerschaft und hat dort auch schon eigene Projekte im Rahmen der NaturFreunde und des Klimabündnisses Rastatt realisiert. Jetzt unterstützt sie Schursch ehrenamtlich bei der Planung und Umsetzung der Partnerschaftsmaßnahmen.
Das neue Projekt Innenstadtbegrünung ist ein Gigaprojekt mit Pilotcharakter, wie Böss-Walter unterstreicht: „Saint-Louis will zur grünsten Stadt des Senegals, vielleicht sogar Westafrikas werden“, nennt sie die ambitionierten Ziele. 530.000 Euro stehen für die nächsten drei Jahre zur Verfügung, davon werden rund 480.000 Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Die Zuschüsse hat die Stadt Rastatt beantragt. Das Geld wird verwendet, um bis 2026 mehr als 5.000 Bäume zu pflanzen, den Arbeitstrupp „Grüne Brigade“ zu bilden und eine Baumschule aufzubauen. „Die Bäume werden das Mikroklima in Saint-Louis erheblich verbessern und sind ein außergewöhnlich wirksamer Beitrag zu Klimaschutz und Klimaanpassung“, unterstreicht Schursch. Bei dem Besuch des Rastatter Teams fiel der Startschuss für die „Grüne Brigade“. Sie besteht aus 15 jungen Leuten, die nun eine Ausbildung und einen festen Arbeitsplatz erhalten. Zudem wurde der Standort für die neue Baumschule festgelegt: ein uralter Park mitten in der sonst wenig grünen Stadt, die unter Trockenheit und Versandung leidet.
Schursch und Böss-Walter überzeugten sich auch vom Erfolg des ersten Partnerschaftsprojekts, das 2021 gestartet worden war und einen Umfang von 260.000 Euro hatte. Entstanden sind zwei leistungsfähige Solaranlagen auf dem Rathaus und dem Standesamt von Saint-Louis, die klimaschonenden Solarstrom liefern. „Die Anlagen ermöglichen es der Stadtverwaltung, die kontinuierliche Stromversorgung sicherzustellen. Sie senken die Stromkosten und ebnen den Weg in die Stromautonomie“, so Böss-Walter.Von dem Projekt profitierte auch eine Frauen-Fischverarbeitungsinitiative, die mit 25 PV-gestützten LED-Straßenleuchten ausgerüstet wurde und nun auch bei Dunkelheit arbeiten kann. „Die konkreten Erfolge unserer Klimapartnerschaft sind sichtbar“, erklärt Schursch und hebt auch die konstruktive Arbeitsatmosphäre hervor.
Die Reise bot außerdem die Möglichkeit, sich über den Stand der weiteren Projekte zu informieren, die Böss-Walter mit den NaturFreunden angestoßen hat. So wurden an der Küste 100.000 Mangroven aufgeforstet. „Diese Ökosysteme sind eine der effektivsten Maßnahmen im Kampf gegen die Klimakrise“, betont sie. Die Aktiven vor Ort wollen den Weg der Aufforstung und Pflege auch nach dem Auslaufen der Finanzierung Mitte 2024 fortsetzen. Böss-Walter sagte weitere Unterstützung der NaturFreunde zu.
Das Rastatter Team besichtigte auch ein gerade fertiggestelltes Umweltzentrum. Bauleiter und Mangrovenspezialist Mamadou Mbaye entwickelte dafür eigens ein ökologisches Baumaterial. Die Ziegel bestehen aus Lehm und dem invasiven Typha (langblättriger Rohrkolben), der den Mangrovenwald zerstört. Mit dem innovativen Verfahren wird gerade eine Grundschule in Saint-Louis gebaut.
Viel getan hat sich auch im Umwelt- und Ausbildungszentrum für junge Frauen in Bekhar, das Böss-Walter vor sechs Jahren initiiert hat. Das Zentrum für 150 Schülerinnen ist inzwischen in der Region sehr gut vernetzt und hoch angesehen.
Böss-Walter hebt den Nutzen der Senegalprojekte für Rastatt hervor: „Die Kosten für Maßnahmen zur Bindung einer Tonne CO2 sind in Saint-Louis sehr viel geringer als bei uns. Mit dem gleichen Betrag kann dort also sehr viel mehr erreicht werden.“ Hinzu komme die Verbesserung der beruflichen Perspektiven für Menschen im Senegal. „Damit leisten wir einen Beitrag zur Bekämpfung von Fluchtursachen.“