Die Grünanlage Südring liegt südlich der Kernstadt Rastatt und ist Naherholungsgebiet für die angrenzenden Wohngebiete. Neben dichtem Baumbestand zeichnet sich die Grünanlage auch durch einige artenreiche Wiesenflächen aus.
Eine besondere Bedeutung kommt der überwiegend baumfreien Wiesenfläche am südlichen Ende der Grünanlage zu. Diese wertete die Stadt im Rahmen der baulichen Entwicklung des „Joffre Areals“ ökologisch auf und passte sie für eine spezielle Tiergruppe an: die Fledermaus.
Entstanden ist die Grünfläche in der Mozart-Beethovenstraße Mitte der 1950-er Jahre. Ursprünglich bestand die Anlage lediglich aus einer einfachen Rasenbegrünung. Doch die Anlage ist durch ihre Struktur seit jeher besonders. Denn die Fläche liegt im Bereich einer ehemaligen Rhein-Schlute. Die Senkenbereiche der Grünanlage sind durch feuchte, teilweise moorähnliche Böden gekennzeichnet in denen das Grundwasser hoch ansteht. Die Hangbereiche hingegen sind trocken.
Fledermäuse im alten Kasernengelände „Joffre“
Fledermäuse, die Jäger der Nacht, nutzen gerne alte Gebäudestrukturen für ihre Nächtigung oder gar Überwinterung. Durch geeignete Einflugsschneisen, die die Tiere präzise mit ihrer Echolotortung anfliegen können, gelangen die Tiere ins Innere und hängen sich dann, meist kopfüber, an geeignete Strukturen. Ausgeruht geht es dann wieder auf die Jagd nach Draußen. Bei Einbruch der Dämmerung kann man dann die wendigen Flugkünstler sehen.
Fledermäuse ernähren sich von Insekten, darunter Falter, Käfer und Mücken. Einige Arten nutzen auch den Nektar und Pollen spezieller Pflanzenarten oder sagen auch zu Obst nicht nein. Die Insektennahrung wird im künstlerischen Flug gefangen. Dazu sind Fledermäuse extrem wendig und reaktionsschnell unterwegs. Wo es Insekten gibt, da findet sich auch schnell die ein oder andere Fledermausart ein.
Auf dem ehemaligen Kasernengelände konnten in den alten Stallungsgebäuden Fledermäuse, wie die Zwergfledermaus und das Graue Langohr, in ihren Quartieren nachgewiesen werden. Beeinträchtigungen durch die baulichen Umgestaltungen galt es schließlich im Zuge eines Ausgleichs zu verhindern.
Durch die weitere Flächenversiegelung im geplanten Baubereich wurden potentielle Lebensräume von Insekten weiter eingeschränkt. Die Folge: weniger Nahrung für die Fledermäuse vor Ort. Ein entsprechender Ausgleich hierfür erfolgte in der Grünanlage Südring.
Blühflächen für mehr Vielfalt
Was wurde gemacht?
Um das Nahrungsangebot für die im „Joffre-Areal“ lebenden Fledermäuse zu verbessern, wertete die Stadt den südlichen Abschnitt der Grünanlage Südring ökologisch auf. Eingesät wurden Wildblumenarten, die nachweislich eine Förderung der Insektenvielfalt nach sich ziehen und damit als „Futterpflanzen“ für Insekten, besonders für Nachtschmetterlinge, und diese letztlich den Fledermäusen dienen.
Auf der Fläche gedeihen seither unter anderem Skabiosen, Wiesensalbei und Flockenblumen.
Wie geht es weiter?
Wiesen sind menschengemacht. Ohne Pflege verschwindet die Blütenpracht. Gleichzeitig führt zu viel des Guten für mehr Gras auf der Fläche. Die richtige Mischung macht es also. Zur strukturellen Erhaltung der „Futterpflanzen“ für die Fledermaus wird der Wiesenbereich in der Grünanlage nur zweimal im Jahr gemäht. Hierzu wird das Mahdgut nach Trocknung von der Wiese abgeräumt. Das fördert die Aussamung der Wildblumenpflanzen und hält den unerwünschten Aufwuchs konkurrenzstarker Grasarten niedrig.