Eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2040: Das ist das Ziel, das sich hinter dem Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg verbirgt. Es hat Städte ab 20.000 Einwohnern bis Ende 2023 dazu verpflichtet, einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen und innerhalb von fünf Jahren die ersten fünf Maßnahmen daraus umzusetzen. Bereits vor der gesetzlichen Verpflichtung hat der Rastatter Gemeinderat die Zielsetzung verabschiedet, Rastatt bis 2035 klimaneutral aufzustellen.
Bei einer Infoveranstaltung in der BadnerHalle am 28. Juni 2023 stellte das von der Stadt beauftragte Ingenieurbüro EGSplan den Zwischenstand des kommunalen Wärmeplans vor, der alle sieben Jahre fortgeschrieben werden muss. Zudem skizzierten die Stadtwerke Rastatt Ideen zum weiteren Fernwärmenetzausbau in Rastatt.
Welche Ziele verfolgt eine klimaneutrale Wärmeversorgung generell?
Wie wird aktuell in Rastatts Haushalten geheizt?
Wie aktuell in Gebäuden in Rastatt geheizt wird und wie hoch der Verbrauch ist, hat die Stadt 2023 gemeinsam mit dem Ingenieurbüro EGSplan erhoben und dafür 20.750 Gebäude untersucht. Ergebnis: 96 Prozent des Wärmebedarfs wird über fossile Energieträger bereitgestellt, insbesondere durch Erdgas. Am höchsten ist der Energiebedarf im Industriesektor, gefolgt von der Wohnnutzung.
Welche Potenziale sieht das Ingenieurbüro in Rastatt, um den Energiebedarf durch erneuerbare Energien zu decken?
Die kommunale Wärmeplanung beschränkt sich auf die Veränderung des Energieverbrauchs in öffentlichen Gebäuden und privaten Haushalten. Der Industriesektor ist eigenen gesetzlichen Regeln unterworfen.
Im Rahmen des kommunalen Wärmeplans wurde untersucht, welche Gebiete sich für welche Form der klimaneutralen Energieversorgung eignen würden. Das Zwischenergebnis ist schon jetzt eindeutig: Der größte Teil Rastatts wäre für Fernwärme geeignet.
Das Fernwärmenetz hat laut der EGS-Analyse in Rastatt viel Potenzial. Wie weit ist Rastatt beim Ausbau?
Rastatt ist im Vergleich zu anderen Kommunen weit fortgeschritten beim Ausbau des Fernwärmenetzes. Knapp 30 Kilometer Leitungen sind laut der Stadtwerke Rastatt verlegt und daran etwa 1.400 Haushalte angeschlossen. Derzeit wird eine circa 1.100 Meter lange Leitung entlang der Herren- und Lyzeumstraße verlegt. Infos Ausbau Fernwärmenetz. Die Stadtwerke Rastatt wollen in den kommenden Jahren das Fernwärmenetz weiter ausbauen. Das ist insbesondere in den Bereichen sinnvoll, in denen viel Wärme benötigt wird, wie etwa bei einem Krankenhaus.
Welche Alternative gibt es für Hausbesitzer, die zu weit entfernt von Fernwärme-Trassen liegen?
Welche fünf Maßnahmen muss Rastatt in den kommenden fünf Jahren umsetzen?
Kern des Maßnahmenpakets ist den Ausbau des Fernwärmenetzes in Rastatt voranzutreiben. Vier der fünf Maßnahmen setzen darauf ihren Fokus.
1. Machbarkeitsstudie Wärmenetz Klinikum Münchfeld
Geprüft wird, wo und in welcher Größe mögliche Heizzentralen rund um das geplante Klinikum Münchfeld errichtet werden könnten. In dem Zuge wird auch untersucht, welche Straßen mit einem Fernwärmenetz ausgestattet werden und welche Gebäude an das Netz angeschlossen werden könnten.
2. Transformationsstudie Wärmenetz Friedrichring
Ziel dieser Maßnahme ist, das Bestandnetz zu erweitern. Auch hier soll überprüft werden, welche Gebäude ans Fernwärmenetz angeschlossen werden können und wie der Verlauf der Leitung erfolgen kann. Damit einhergehend soll eine Transformationsstudie hin zu grüner Wärme umgesetzt werden.
3. Machbarkeitsstudie Wärmenetz Rheinau
Neben der Überprüfung, welche Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können, soll bei dieser Maßnahme eingehender das Potenzial des Abwassers aus dem Klärwerk als Energiequelle geprüft werden. Damit einhergehend untersucht werden, in welchem Bereich eine Fernwärmeleistung zwischen dem Versorgungsgebiet Rheinau und dem Klärwerk verlaufen kann.
4. Transformationsstudie Wärmenetz Rastatt-Mitte
Das höchste Potenzial zum Ausbau des Fernwärmenetzes bietet die Stadtmitte an. Trotzdem soll in der Machbarkeitsstudie überprüft werden, welche Straßen und Gebäude angeschlossen werden können und welche Kosten damit einhergehen.
5. Machbarkeitsstudie zur Tiefengeothermie-Nutzung
Aufgrund der lokalen Geologie gehen Fachexperten man davon aus, dass ein hohes thermisches Potential in Rastatt zur grünen Wärmeversorgung vorhanden ist. Angesichts der Komplexität und Regionalität des Themas wird die Studie jedoch nicht kommunal durchgeführt, sondern mit anderen Kommunen, Verbänden und Energieversorgern.
Wie geht es mit der kommunalen Wärmeplanung weiter?
Im Oktober 2023 hat der Gemeinderat die kommunale Wärmeplanung verabschiedet. Nun werden Machbarkeitsstudien erstellt, um zu prüfen, ob mit dem Ausbau der Fernwärmeleitungen in den einzelnen Bereichen begonnen werden kann. Beginn des großflächigen Ausbaus der Fernwärmenetze ist ab 2028 geplant. Parallel dazu wird nach Standorten und Flächen für notwendige Heizzentralen gesucht.
Downloads
- Abschlussbericht Kommunaler Wärmeplan Rastatt (PDF) (7,6 MB)
- Kommunaler Wärmeplan Rastatt - Cluster-Karte Übersicht (PDF) (3,4 MB)
- Kommunaler Wärmeplan Rastatt - Clustersteckbriefe (PDF) (4,4 MB)
- Präsentation Infoveranstaltung kommunale Wärmeplanung (PPTX) (23,9 MB)
- Vortrag Infoveranstaltung kommunale Wärmeplanung (PDF) (3,9 MB)