Rede von Oberbürgermeister Pütsch zur Verabschiedung von Pfarrer Ralf Dickerhof am 25. November in der BadnerHalle
Bei einer bewegenden Feier am Samstag, 25. November, in der voll besetzten BadnerHalle wurde der katholische Stadtpfarrer Ralf Dickerhof aus Rastatt verabschiedet. 18 Jahre lang hatte der allseits beliebte Pfarrer nicht nur in seiner Seelsorgeeinheit Zeichen gesetzt und Ökumene vorgelebt.
Er war für ganz Rastatt ein Vorbild für friedliches, respektvolles Miteinander über alle Glaubensgrenzen hinweg und für klare Bekenntnisse gegen Ungerechtigkeit und Gewalt. Dickerhof wird zukünftig in Oberkirch wirken. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch überreichte dem scheidenden Pfarrer zum Abschied als Anerkennung den „Rastatter Reiter“, die zweithöchste Auszeichnung der Barockstadt nach der Ehrenbürgerwürde.
Nachfolgend die Rede des Oberbürgermeisters: Um ehrlich zu sein, ist es für mich persönlich heute ein trauriger Anlass hier vor Ihnen, vor dir, auf der Bühne zu stehen und eine Rede anlässlich deiner Verabschiedung zu halten.
Nicht, weil ich dir deine Veränderung nicht gönne – ganz im Gegenteil! Nein, es ist viel mehr die Tatsache, dass wir nicht einfach „nur“ irgendeinen Pfarrer verlieren. Mit Deinem Wechsel nach Oberkirch verlässt uns in Rastatt eine ganz besonders „treue Seele“. Ein Mensch, der für mich der Inbegriff eines Seelsorgers ist. Ein Freund, ein Berater und ein Wegbegleiter, zu dem ich stets einen kurzen Draht hatte, wenn es etwas zu klären gab. Der Wertschätzung nicht nur ausspricht, sondern sie auch vorlebt. Der immer für ein Miteinander gesorgt hat und um Verständnis bemüht war. Ja, ich möchte fast sagen, man konnte zu Dir aufschauen.
Ein besonderes Markenzeichen war und ist für mich Dein Humor – unschlagbar! Vielleicht ist es dir deshalb auch so gut gelungen, die Menschen in der fünften Jahreszeit mit einer eigenen Narrenmesse und einer im Peterstaler Dialekt gehaltenen Narrenpredigt mitzunehmen. Ich denke, das ging weit über deine liturgischen Fähigkeiten hinaus. Und ich kenne tatsächlich nicht viele Kirchen, denen dies gelingt beziehungsweise die überhaupt in der fünften Jahreszeit ein solches Angebot in ihrer Gemeinde pflegen. In unser beider Beruf muss man ab und an auch außerhalb der fünften Jahreszeit die Narrenkappe aufsetzen, um die Dinge auszuhalten. Gerne erinnere ich mich zurück an die Frauenfastnacht mit Dir und Pfarrer Rudi Kilian. Das waren immer wieder tolle, mitreißende Auftritte! Unverwechselbar!
Mit Deiner aufmerksamen und pragmatischen Art, die Dinge anzupacken und zu gestalten – sei es beim Würstchengrillen im Pfarrgarten oder bei der Gestaltung von Gedenkzeremonien – und gleichzeitig mit einer warmherzigen Persönlichkeit, auf die Leute zuzugehen: damit hast Du die Herzen vieler Menschen in Deiner Gemeinde berührt und eingefangen. Dein Engagement galt allen in deiner Gemeinde und darüber hinaus.
Gerne erinnere ich mich auch zurück an die tollen Empfänge und Feierlichkeiten im Pfarrgarten, wenn die Kirchengemeinde aus unserer tschechischen Partnerstadt Ostrov in Rastatt zu Besuch war. Damit hast Du nicht nur die „regionalen“ Kontakte gepflegt, sondern auch die europäischen Werte und Freundschaften gestärkt. Eine besonders wertvolle Geste, insbesondere in der momentanen Zeit, in der Krieg und Hass die Schlagzeilen bestimmen.
Mit diesem und vielen anderen Einsätzen, die alle „on top“ zu deinen zahlreichen Gottesdiensten und Messen kamen, hast Du Dich teilweise selbst übertroffen. Ich möchte an dieser Stelle sagen, es hat mich schwer beeindruckt, wie Du die Menschen mitgenommen hast.
Das zeichnet Dich aus und macht Dich zu einem Unikat, weshalb es mir tatsächlich schwerfällt, all das auszudrücken, was Deine Gemeinde in Deinen vergangenen 18 Dienstjahren – Du warst tatsächlich schon zwei Jahre vor mir „im Amt“ – hier in Rastatt erlebt und geschätzt hat.
Wir beide kennen uns seit Beginn meiner Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Rastatt. Du warst also auch für mich als Oberbürgermeister stets eine verlässliche Konstante. Dafür bin ich dir sehr dankbar.
2005 bist Du als Seelsorger für St. Alexander und Zwölf Apostel nach Rastatt gekommen. Beide waren damals noch eigenständige Pfarreien. 2006 wurde daraus eine Seelsorgeeinheit. 2012 wurde die Pfarrei Heilig-Kreuz angegliedert und 2014/15 kam schlussendlich die vierte Stadtpfarrei Herz-Jesu dazu. Mit etwa 14.000 Katholiken ist dies mittlerweile eine der größten Seelsorgeeinheiten im Bistum Freiburg. Du hattest also sprichwörtlich „alle Hände voll zu tun“. Umso beachtlicher finde ich es, mit welcher Gelassenheit Du die Dinge stets angegangen bist. Zumindest hat man Dir keine Anspannung angemerkt.
Nun kehrst Du zurück in „bekannte Gefilde“. In der Seelsorgeeinheit Oberkirch warst Du bereits Kaplan. Deshalb, so sagtest Du es selbst am 23. Juli 2023 in der BNN, gehst Du mit einem „lachenden und einem weinenden Auge“.
Nun werden wir beide zum Ende des Jahres aus unseren Funktionen in Rastatt ausscheiden. Ich werde jedoch in Rastatt bleiben, Dich hingegen werden wir nicht nur als Mitmenschen, sondern auch als Mitbürger verlieren. Das bedauere ich, das bedauern wir alle sehr!
Doch Abschiede sind immer auch Neuanfänge. Ich bin völlig davon überzeugt, dass es Dir in Deiner neuen „alten“ Wirkungsstätte genauso gut gelingen wird, die Menschen positiv zu vereinnahmen und Deine Passion zu leben. In Rastatt hingegen werden die von Dir gesäten Samen weiterwachsen und Deine Spuren werden in der Gemeinde fortbestehen und sicherlich – wenn auch in anderer Form – irgendwann ihre Früchte tragen.
Und eines wünsche ich mir persönlich: Auch wenn die räumliche Entfernung uns trennt, so möge die Verbundenheit dennoch stets im Geiste fortbestehen. Lieber Ralf, Du hinterlässt eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird. Du hast unsere Gemeinde geprägt und mit Leben gefüllt. Dafür möchte ich dir im Namen der Stadtverwaltung Rastatt und des Gemeinderates, aber auch im Namen der Mitbürgerinnen und Mitbürger meinen herzlichsten Dank aussprechen.
Für Deine neue Wirkungsstätte wünsche ich Dir viel Freude und weiterhin viel Leidenschaft im Tun. Mögest Du auch weiterhin die Menschen so bewegen und inspirieren, wie Du es bei uns und für uns in Rastatt getan hast! Als Zeichen der Anerkennung für das Geleistete möchte ich Dir heute im Namen der Stadt Rastatt den „Rastatter Reiter“ verleihen und darf Dich deshalb jetzt zu mir auf die Bühne bitten!
Bitte lass mich kurz die Bedeutung der Statuette erläutern: Beim Rastatter Reiter handelt es sich um eine Nachbildung einer römischen Reiterstatuette, die im Jahr 1963 im Iffezheimer Wald gefunden wurde. Sie gilt als eine der bedeutendsten Fundstücke dieser Zeit, in welcher die Römer in Rastatt und Umgebung regen Handel betrieben. Die Stadt Rastatt verleiht die aus Bronze gegossene und patinierte Figur als höchste städtische Auszeichnung nach der Verleihung der Ehrenbürgerwürde.
Beim Ausscheiden verdienter Persönlichkeiten in Rastatt aus ihrem Amt und als Dank und Anerkennung für ganz besondere Verdienste um die Stadt Rastatt. Du, lieber Ralf, hast diese Auszeichnung mehr als verdient! Herzlichen Dank für alles und für Deine Zukunft wünsche ich Dir weiterhin von Herzen alles Gute, vor allem Gesundheit und Gottes reichen Segen!