175 Jahre Badische Revolution: Rastatt feiert mit buntem Programm die Demokratie und den „Tag der Verbrüderung“

Es war ein historischer Wendepunkt, der sich vor genau 175 Jahren ereignete, als Soldaten der badischen Garnison und Teile der revolutionären Bürgerwehr sich im Zeichen der Demokratie vereinten.

Diese bedeutende Episode in der Geschichte markierte einen unerwarteten Moment der Einigkeit zwischen einstigen Gegnern. Anlässlich dieses Jubiläums lud die Stadt Rastatt zu einem besonderen Programm ein, das am Donnerstag, 9. Mai, sowohl im Innenhof des Schlosses als auch in der Reithalle stattfand.

Der Schlossinnenhof bildete den würdigen Rahmen für ein Schauspiel unter dem Motto „Zeitreise in die Badische Revolution 1849“. Unter Beteiligung des Historischen Vereins Rastatt e.V., Mitgliedern der Volksschauspiele Ötigheim, des Regisseurs der Volksschauspiele Ötigheim Stefan Haufe, des Buchautors Jürgen Dick („Die Bürgersoldaten von Rastatt"), der Bürgergarde Gengenbach e.V. , der Biedermeiergruppe Offenburg e.V., der Heckergruppe Offenburg e.V. und der Historischen Bürgerwehr Ettlingen e.V. wurde ein Schlüsselmoment der Geschichte lebendig. Mit Originalzitaten aus der damaligen Zeit nachgespielt wurde das Zusammentreffen von Soldaten und Bürgern und ihre Verbrüderung. Über 1.000 Besucherinnen und Besucher kam in den Schlossinnenhof, um sich das Schauspiel anzusehen.

Im Anschluss an die schauspielerische Darstellung fand vor und in der Reithalle Rastatt ein vielfältiges Programm unter dem Titel „Demokratie im Dialog“ statt. Den ganzen Nachmittag konnten Besucherinnen und Besucher Musik und Kulinarisches im Stil der Revolution genießen sowie spannende Vorträge und Diskussionen erleben. Die Veranstaltung widmete sich der deutschen Demokratiegeschichte sowie aktuellen Herausforderungen.

Oberbürgermeisterin Monika Müller machte in ihrer Begrüßung deutlich, dass am 9. Mai 1849 Rastatt nicht nur Schauplatz der Geschichte gewesen sei, sondern auch Wiege der Demokratie. Denn gemeinsam hätten die Soldaten und die Bürger die Reichsverfassung proklamiert. „Rastatt hat damals gezeigt, dass es für Frieden und Demokratie kämpft. Darauf sollten wir stolz sein und diesen Gedanken pflegen. Tragen Sie das Erbe mit sich und leben Sie es täglich,“ motivierte Müller.

Die anschließenden Vorträge beleuchteten verschiedene Aspekte der Demokratiegeschichte und ihre Bedeutung für die Gegenwart. Verbunden wurden sie mit Kurzfilmen der Josef-Durler-Schule, die das Thema Demokratie und Revolution ins Jetzt holten. Interaktiv konnten zudem die Gäste sich immer wieder beteiligen. Per QR-Code hatten sie Gelegenheit, ihre Fragen einzureichen. Moderator Jochen Graf diskutierte sie im Anschluss auf dem Podium mit den Referenten.

Zu Beginn der Vortragsreihe erläuterte Dr. Irmgard Stamm, Vorsitzende des Historischen Vereins Rastatt, die Bedeutung nationaler Symbole. Sie blickte auf die Entstehung der schwarz-rot-goldenen Flagge zurück und nahm die Gäste auf eine schauspielerische Reise mit, die darstellte, aus welcher Motivation heraus August Heinrich Hoffmann von Fallersleben die Deutschlandhymne dichtete: Sie sollte die Einigkeit Deutschlands symbolisieren und der britischen Hymne in Nichts nachstehen.

Dr. Kai Sprenger, Direktor der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, und Dr. Jörg Bong, Verleger und Publizist, diskutierten im Anschluss gemeinsam über die Relevanz historischer Ereignisse für die heutige Demokratie und die Notwendigkeit zivilen Ungehorsams als Mittel demokratischer Wehrhaftigkeit. Sie machten dabei deutlich, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist.

Sima sowie Aris blickte mit ihrer Initiative „Frauen.Leben.Freiheit“ auf die anhaltenden Freiheitseinschränkungen und staatlichen Repressionen im Iran. Nach einem eindrucksvollen Film, der die Gewalt thematisierte, der Frauen täglich im Iran ausgesetzt sind, führten die beiden Referentinnen aus, wie autokratische Regime Überwachungsmaßnahmen und propagandistische Mittel einsetzen, um die Freiheit einzuschränken und Kritiker mit allen Mitteln zum Schweigen zu bringen.

Bei der Diskussionsrunde mit Dr. Kai Sprenger, Dr. Jörg Bong sowie Michelle Falk von der Jugenddelegation positionierten sich die Teilnehmer u.a. zu den Fragen, was Demokratie im heutigen Kontext bedeutet, wie mit antidemokratischen Strömungen umzugehen ist und wie eine wehrhafte Demokratie im europäischen Zusammenhang aussehen kann.

Rainer Markus Wimmer an der Gitarre bereicherte mit seinem Partisanengesang, Volksliedern und eigenen Songs die Veranstaltung musikalisch.

Der 175. Jahrestag der Badischen Revolution in Rastatt war somit nicht nur eine Hommage an ein bedeutsames historisches Ereignis, sondern auch eine Gelegenheit, über die Werte und Herausforderungen der Demokratie ins Gespräch zu kommen und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu reflektieren.

Weiter geht’s mit den Feierlichkeiten zum Jubiläum „175 Jahre Badische Revolution“ am Wochenende vom 19. bis 21. Juli, wenn auf dem Rastatter Marktplatz das Stadtfest zum Revolutionsjahr stattfindet. Am 19. Juli stellen sich die städtischen Einrichtungen im Rahmen eines Tages der Offenen Tür von 13 bis 18 Uhr vor. Zudem präsentiert das Vocalensemble Rastatt am Sonntag, 21. Juli, um 18 Uhr, in der BadnerHalle „Judas Maccabaeus“ von Georg Friedrich Händel.

Eine Bildergalerie zum 9. Mai ist auf der Jubiläums-Website unter www.rastatt.de/badische-revolution zu finden.

Schauspiel unter dem Motto „Zeitreise in die Badische Revolution 1849“ im Schlosshof
Menschen in historischen Kostümen im Schlosshof
Menschen in historischen Kostümen auf der Straße
Rainer Markus Wimmer an der Gitarre
(Erstellt am 13. Mai 2024)