Das ehemalige Haus des jüdischen Kantors ist Sitz der städtischen Gemeinwesenarbeit Rastatt-West und beherbergt daneben auch einen Dokumentationsraum zur jüdischen Geschichte Rastatts. Das Kantorenhaus ist eine Außenstelle des Stadtmuseums. Weitere Infos zum jüdischen Leben in Rastatt
Im Kantorenhaus, das 1906 gemeinsam mit der benachbarten Synagoge erbaut worden war, wohnte der Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde. Im Gegensatz zur Synagoge blieb das schmucke Jugendstilgebäude des Architekten Ludwig Levi von den Zerstörungen 1938 verschont. 2010 wurde es aufwendig saniert und der Dokumentationsraum eingerichtet.
Zeit nach 1900
Der zeitliche Schwerpunkt der Dokumentation zur jüdischen Geschichte liegt auf den Jahren nach 1900, als jüdische Unternehmen infolge des Abbruchs der ehemaligen Bundesfestung wesentlich zum Wohlstand Rastatts beitrugen. Eine topografische Übersicht zeigt die Lage der Häuser und Liegenschaften jüdischer Eigentümer im Stadtgebiet. Sie veranschaulicht die Präsenz und bis in die späten 1920er Jahren erfolgreiche Integration der Juden in Rastatt. Dies verdeutlicht das Ausmaß sowie die Tragik der Diskriminierung und Auslöschung der jüdischen Gemeinde.
Hetze, Flucht und Massenmord
Übergriffe und gezielte Hetzkampagnen gegen jüdische Bürger begannen in Rastatt zu Beginn der 1930er Jahre. Bis 1939 gelang es einem Teil der Rastatter Juden zu emigrieren, meist nach Frankreich, in die USA oder nach Palästina. Eine Medieninstallation in der Ausstellung veranschaulicht, dass es einem Teil der Rastatter Juden nicht möglich war, die Stadt zu verlassen. Sie wurden am 22. Oktober 1940 in einem organisierten Massentransport in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert und Rastatts jüdische Gemeinde damit ausgelöscht.