Mittelalter bis frühe Neuzeit
Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit gibt es nur vereinzelt Nachrichten von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern in Rastatt. Einer von ihnen ist der Hofjude und Judenschultheiß Mathias Schweitzer. An ihn erinnert eine auf das Jahr 1703 datierte Gedenktafel im Innenhof des Stadtmuseums.
18. Jahrhundert
Immer wieder von Verfolgungen und Ausweisungen betroffen leben zur Wende zum 18. Jahrhundert weniger als zehn jüdische Familien in Rastatt. Doch nach den verheerenden Kriegen im 17. Jahrhundert dürfen sich jüdische Familien in der entvölkerten Markgrafschaft niederlassen. Auch um dem Landesherren Steuern einzubringen. So muss die kleine jüdische Gemeinde im 18. Jahrhundert auf Initiative der Markgräfin Sibylla Augusta die Straßenpflasterung der jungen Residenzstadt Rastatt finanzieren.
1877
1877 wurde mit Josef Altschul erstmals ein jüdischer Bürger in den Bürgerausschuss der Stadt gewählt. Bis 1933 sind Juden weiterhin als Bürgerausschussmitglieder oder Mitglieder verschiedener örtlicher Vereine tätig. Daneben gründen sich zahlreiche jüdische Vereine unterschiedlicher Ausrichtung. Unter anderem der Israelitische Kranken- und Unterstützungsverein, der Jüdische Jugendbund und ein jüdischer Kegelverein.
1920
Jüdische Bürgerinnen und Bürgern prägen das Stadtbild Rastatts immer mehr. Sie gründen Unternehmen wie die Kartonagenfabrik Dreyfuss & Roos, die Badische Polierscheiben- und Putzwollenfabrik Groener & Bloch und in den frühen 1920er Jahren die Krepp- und Buntpapierfabrik Werola, die der Stadt Einnahmen bringt und Arbeitsplätze schafft.
Um 1900 gibt es ebenfalls eine ansehnliche Anzahl jüdischer Händler und Handwerker. Zudem zählen einige jüdische Familien zur Bildungsbürgerschicht, darunter Rechtsanwälte und Ärzte, deren Kinder das Ludwig-Wilhelm-Gymnasium besuchen.
1933
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 verschlechtert sich die Situation der jüdischen Gemeinde rapide. Durch antijüdische Maßnahmen wie den Judenboykott im April 1933 und den Erlass antijüdischer Gesetze werden Jüdinnen und Juden immer stärker aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben verdrängt.
Viele jüdische Familien sehen sich in der Folge dazu getrieben zu emigrieren. Wobei diese Möglichkeit nicht allen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern offen stand. Zurück bleiben vor allem die Alten und jene, die vermutlich aus familiären Gründen die Stadt nicht verlassen konnten.
Heute: Denkmäler in Rastatt
Als sichtbare Denkmäler für das jüdische Gemeindeleben in Rastatt sind insbesondere das Kantorenhaus und der jüdische Friedhof erhalten.
Weiterhin erinnern im Rastatter Stadtgebiet mehrere Gedenkorte an die Verbrechen des Nationalsozialismus sowie an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Eine Tafel am Kantorenhaus weist auf die zerstörte Synagoge hin. Ein Gedenkstein vor dem Bahnhof sowie ein Mahnmal in der Nähe der ehemaligen Synagoge gedenken der Deportation der Rastatter Juden nach Gurs. Zudem ist Rastatt Mitglied der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs.
Seit 2013 werden auch in Rastatt sogenannte „Stolpersteine“ in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt.