Aus dem Dornröschenschlaf geweckt: Zugewucherte Grundstücke werden zu artenreichen Biotopen

Artenreiche Grünflächen schaffen, auf denen sich häufig verdrängte Tiere und Pflanzen wieder ausbreiten können: Dieses Ziel verfolgt die Stadt Rastatt schon seit vielen Jahren.

So beispielsweise ganz aktuell in Niederbühl. Das städtische Grünkonzept für das Gewann „Hammelsgarten“ südlich des Stadtteils Beinle sieht unter anderem vor, Grundstücke zu artenreichen Wiesen umzugestalten und sie durch eine gezielte Baum- und Heckenbepflanzung ökologisch aufzuwerten.

Durch den Ankauf und die Umgestaltung von verwilderten Gartengrundstücken zwischen Murg und Woogsee schafft die Stadt Biotope, die Wild und Brutvögeln, etwa der Dorngrasmücke und der Goldammer, Lebensraum bieten. Davor fristeten die Kleingärten jahrelang ein Schattendasein und blieben ungenutzt, erklärt der Geoökologe Jürgen Weber, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom städtischen Bereich Ökologie und Grün die Biotoppflege betreibt.

Die Zurückdrängung der Brombeere zähle dabei häufig zu den ersten Schritten der ökologischen Aufwertung zuvor brachgelegener Grundstücke. „Die Brombeere ist in ihrem Wuchs so dominant, dass sie anderen Pflanzen keine Chance zum Wachsen gibt“, sagt Weber. Doch gerade das sei ja das Ziel der Stadt: Möglichst vielfältigen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum zu bieten.

Im Gewann „Hammelsgarten“ in Niederbühl hatte die Stadt nun erstmals auch Ziegen zur Biotoppflege im Einsatz. Anstatt auf Maschinen zu setzen, um die dortigen Lebensräume wieder auf Vordermann zu bringen, waren afrikanische Burenziegen am Werk. Genüsslich und ohne Furcht vor stechenden Dornen widmeten sich die Tiere des Rauentaler Tierhalters Tobias Visentin in den vergangenen Wochen den wildwuchernden Brombeeren und bissen sie auf wenige Zentimeter herunter.

Auch die Anwohner profitierten von der Umgestaltung der Brachen zu einer halboffenen Gehölz- und Wiesenlandschaft, wirbt der Niederbühler Ortsvorsteher Klaus Föry für die natürliche Biotoppflege. Tierhalter und Stadtverwaltung erhoffen sich daher auch einen respektvollen Umgang mit den Ziegen, die zur Beweidung eingesetzt werden. Hundebesitzer sollten dementsprechend ihre Vierbeiner an der Leine führen, um die Ziegen nicht zu verschrecken.

Der Rauentaler Ziegenwirt ist mit seinen Ziegen nun vorerst an anderer Stelle im Einsatz. Weber setzt im „Hammelsgarten“ aber auch künftig auf tierische Unterstützung bei der ökologischen Pflege der Grünflächen. Denn natürlicher kann Landschaftspflege kaum sein.

Drei Männer vor der Wiesenlandschaft auf der Burenziegen am Werke sind
(Erstellt am 05. September 2023)