Bürgermeister Pfirrmann hat sich in den Ruhestand verabschiedet

Fast sein halbes Leben lang war Bürgermeister Arne Pfirrmann bei der Stadtverwaltung Rastatt beschäftigt. Nach 31 Jahren im Dienst der Stadt hat nun für den 66-Jährigen am 1. November der Ruhestand begonnen.

„Ich hätte mir keinen besseren Stellvertreter wünschen können“, so Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch zum Abschied von Bürgermeister Pfirrmann. „Sie hatten stets das Wohl aller Menschen im Blick und haben viele Dinge in Rastatt nachhaltig vorangetrieben – sei es im kulturellen, im sozialen oder auch im Sicherheitsbereich“, betonte der OB. „Ich konnte mich zu jeder Zeit menschlich auf Sie und zugleich fachlich auf Ihren messerscharfen analytischen Verstand verlassen“, resümierte der OB. Offiziell verabschiedet wird Arne Pfirrmann am 20. November im Rahmen einer Gemeinderatssitzung.

„Es ist ein seltsames Gefühl, ein letztes Mal in seine Räumlichkeiten zu kommen“, stellte Pfirrmann bei seinem Bilanz-Pressegespräch am 31. Oktober fest. Angefangen hatte der Volljurist bei der Stadt Rastatt im Jahr 1992 als Leiter des damaligen Rechts- und Ordnungsamtes. 1999 folgte die Ernennung zum Leiter des neu geschaffenen Fachbereichs Zentrale Dienste und bereits 2000 die Wahl zum Zweiten Beigeordneten und Leiter des Dezernates III. Als Dezernent war er zuständig für die Fachbereiche Sicherheit und Ordnung, Schulen, Kultur und Sport, Jugend, Familie und Senioren sowie für den Eigenbetrieb Kultur und Veranstaltungen. 2018 wurde Pfirrmann zum Ersten Beigeordneter der Stadt und Stellvertreter des Oberbürgermeisters gewählt. Bis zu 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten unter seiner Leitung. Ihnen zollte der Bürgermeister beim Abschied seinen besonderen Dank. Gemeinsam habe man viel bewegt in Rastatt, konstatierte Pfirrmann. Gab es Höhepunkte oder etwas, auf das er sehr stolz ist? Die Liste seiner Projekte sei zu lang, um eines besonders hervorzuheben, sagte der scheidende Bürgermeister.

Viele Kita-Plätze geschaffen

Ein besonderes Anliegen war dem zweifachen Vater der Ausbau der Kinderbetreuung und der Krippenplätze in Rastatt. Rund 400 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren wurden in seiner Amtszeit geschaffen, zahlreiche Kindergarten-Erweiterungen und Neubauten in die Wege geleitet und gemeinsam mit dem Träger „Reha Südwest“ die erste inklusive Kita in Rastatt und der Region errichtet. Dabei habe er besonderen Wert gelegt auf die qualitative Entwicklung der Kitas – mit eigenen Förderprogrammen für Sprache oder Sport, mit Zertifzierungen der Kitas und besonderer Fachausbildung der Erziehenden. Pfirrmann führte die „zugehende Elternarbeit“ ein und schuf mit der Kinder- und Familienkarte in Rastatt und Nachbarkommunen für Familien zusätzliche Unterstützung.

Dem Bürgermeister war es stets wichtig, alle Generationen im Blick zu behalten. So entstanden unter seiner Leitung nicht nur deutlich mehr Kitas in Rastatt, er erweiterte auch die städtischen Angebote für Jugendliche. Als Beteiligungsprojekt initiierte er eine Leitlinie für Jugendbeteiligung und die Stelle eines Jugendbeteiligungsreferenten oder aktuell einer Jugendbeteiligungsreferentin. Ebenfalls erweitert wurde in Pfirrmanns Zeit die Gemeinwesenarbeit sowie das Angebot der Schulsozialarbeit. So gibt es inzwischen in vier Stadtteilen Anlaufstellen und Quartierstreffs der Gemeinwesenarbeit sowie an allen städtischen Schulen in Rastatt eine sozialpädagogische Unterstützung für die Schülerinnen und Schüler.

Bürgermeister setzt sich für barrierefreies Rastatt ein

Impuls- und Ideengeber war Pfirrmann darüber hinaus für das Mehrgenerationen-Projekt „Daheim wohnen im Zay“, das 2017 vom Stuttgarter Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration ausgezeichnet wurde, ebenso wie für das Integrationskonzept „Du gehörst dazu“. Eingesetzt hat sich Pfirrmann auch stets für die Belange von Seniorinnen und Senioren sowie für Menschen mit Behinderung. Sehr gefreut hat ihn daher, dass der Gemeinderat die Umsetzung der unter seiner Federführung erarbeiteten Konzeption für das Rossi-Haus als ,,Bürgerforum“ unter anderem mit Räumen für die Seniorenarbeit, die Servicestelle Inklusion und dem historischen Trauzimmer ermöglicht hat.

Betreuungsangebot an Schulen ausgebaut

Maßgeblich vorangetrieben hat Pfirrmann das Betreuungsangebot an Rastatts Schulen. So gibt es inzwischen unter anderem Schülerhorte an vier Grundschulen, drei Ganztagsgrundschulen sowie Ganztagsangebote an drei weiterführenden Schulen. In Wintersdorf wird es zudem ab dem kommenden Schuljahr wieder eine Grundschule geben. Auch für eine verbesserte Digitalisierung an Rastatts Schulen hat sich Arne Pfirrmann stark gemacht und jüngst mit dem Rastatter Unterstützungsmodell (RaUM) zusätzliche Fördermöglichkeiten für Kinder an Rastatter Grundschulen geschaffen.

Der Kulturstadt viele Kicks gegeben

In der Ära des Bürgermeisters haben Kulturveranstaltungen in Rastatt nachhaltig an Profil gewonnen. So etablierte und professionalisierte sich unter seiner Leitung das alle zwei Jahre stattfindende Internationale Straßentheaterfestival tête-à-tête, koordiniert vom Eigenbetrieb Kultur & Veranstaltungen. Auch das einstige Rastatter Stadtfest gewann als Internationales Stadtfest Bedeutung über Rastatts Stadtgrenzen hinaus. Dank der Förderung der Rastatter Amateurtheater bereichern viele beeindruckende Aufführungen in der Reithalle und im Kellertheater das Rastatter Kulturangebot. Durch die Gründung des Eigenbetriebs Kultur und Veranstaltungen im Jahr 2012 gelang es Pfirrmann zudem, die BadnerHalle und Reithalle zu gefragten Veranstaltungshäusern zu machen. Stetig ausgebaut wurde außerdem das Angebot der Städtischen Musikschule sowie der Stadtbibliothek, der Städtischen Museen und des Stadtarchivs in der Amtszeit des Dezernenten.

Besonders am Herzen lag Arne Pfirrmann auch die Förderung der Vereine, die in seiner Amtszeit zielgerichtet ausgebaut wurde. In Kooperation mit dem Stadtausschuss für Sportvereine zeichnete der leidenschaftliche Wanderer und Radfahrer regelmäßig die Sportlerinnen und Sportler des Jahres aus und trieb unter breiter Bürger- und Vereinsbeteiligung den Sportentwicklungsplan voran.

Ausbau von Sicherheit und Ordnung

Darüber hinaus baute Pfirrmann als zuständiger Dezernent unter anderem den Kommunalen Ordnungsdienst bis heute zu einem fünfköpfigen Team aus und brachte zuletzt eine Aufstockung um zwei weitere Kräfte auf den Weg. Unter seiner Leitung entstand gemeinsam mit der Fachstelle Sucht des Landkreises ein Konzept zur lokalen Suchtpolitik, das 2013 vom Bundesgesundheitsministerium ausgezeichnet wurde. Besonders hervorgetreten ist Pfirrmann auch als Leiter verschiedener Krisenstäbe, etwa bei drei Bombenfunden in Rastatt, bei der Tunnel-Havarie der Bahn, beim Ausbruch der Corona-Pandemie oder bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme.

Stets überzeugen konnte der in Plittersdorf lebende Bürgermeister bei all seinem Handeln und seinen Entscheidungen durch seine fachliche Kompetenz, sein umfassendes Wissen, seine rhetorische Gabe, sein großes Engagement für die Sache und, auch durch seine Tätigkeit als Vertreter der Freien Wähler im Kreistag, seine breite politische Erfahrung. Nicht zuletzt war es immer wieder sein feiner Humor, mit dem Pfirrmann auch in schwierigen Diskussionen die Menschen für sich einnahm.

Auch im Ruhestand, so versichert Arne Pfirrmann, bleibe er Rastatt weiter treu. Bereits fest eingeplant sei seine neue Rolle als Spielplatzpate in Plittersdorf. Außerdem werde er den privaten Besuch von Rastatter und regionalen Kulturveranstaltungen genießen. Und Rastatter Kreisrat ist er ja schließlich auch noch.

Mats Tilebein folgt auf Arne Pfirrmann

Mit dem Ausscheiden von Bürgermeister Arne Pfirrmann nahm Mats Tilebein seine Arbeit bei der Stadtverwaltung auf. Tilebein, zuvor Fachbereichsleiter für Ordnung und Sicherheit der Stadt Baden-Baden, wurde am 1. August dieses Jahres vom Rastatter Gemeinderat zum Zweiten Beigeordneten der Stadt Rastatt gewählt. Die Rolle des Ersten Beigeordneten übernimmt künftig Bürgermeister Raphael Knoth, der ebenfalls vom Gemeinderat am 1. August in das Amt gewählt wurde.

Bürgermeister Pfirrmann am Schreibtisch
Bürgermeister Pfirrmann schließt Bürotüre ab
(Erstellt am 03. November 2023)